Im letzten Blog hatte ich dir ja erzählt, wie ich mein erstes Mixed Media Projekt gestartet habe. Und jetzt fragst du dich, wie kam die Farbe vom Schränkchen aufs Papier 😉
Eine gute Frage – natürlich erst wieder über Umwege. Normal kann ja jeder 😊
In den 90er Jahren hingen in den Einrichtungshäusern oft Collagenbilder mit Notenblättern, Musikinstrumenten und Seidenblumen. Vielleicht erinnert sich die eine oder andere von Euch noch daran. Genauso ein Bild wäre doch ein super Geschenk, dachte ich mir. Und dann keimte der Wunsch auf das selbst zu machen. Und wer mich kennt weiß, dass es dabei nicht bleibt. Wenn es erst mal in meinem Kopf ist, dann muss es raus 😉. So schwer könnte das ja nicht sein mit den richtigen Materialien. Also schaute ich mir diese Bilder in den Möbelhäusern mal mit so einer Art Sezierblick an. So ungefähr wie Kinder im Essen rumstochern, um zu schauen ob sich unter dem was sie nicht mögen noch etwas Leckeres verbirgt 😉
1. Wenn du etwas wirklich willst – dann findest du Wege 💪
In meinen Gedanken hatte das Bild schon Form angenommen und nun ging es an die Umsetzung. Das ist ein ganz toller Prozess, der da abläuft, und der Weg vom Gedanken zum Fertigstellen des Projektes erfüllt mich auch heute immer noch mit unglaublicher Vorfreude. Notenblätter hatte ich zu Hause von meinem Altsaxofon. Antik mussten sie noch aussehen und dazu hatte ich schon eine Idee. Die Schwierigkeit lag für mich darin so ein Miniaturinstrument zu ergattern.
2. Du hast ein Ziel vor Augen und suchst nach Lösungen. 👍
Die Sucherei war schon etwas schwieriger, als heutzutage wo man alles online bestellen kann. Aber ich hatte Glück. Ich bin ja der festen Überzeugung, dass einem das, was man gerade benötigt, irgendwie zufällt. Und so war es auch diesmal. Ich fand in einem Bastelladen eine Miniaturgeige. Juhu mein Projekt konnte also starten. Der Bilderrahmen inclusive Passepartout war kein Problem, da ich zu dem Zeitpunkt als Vertriebsassistentin in der Verwaltung von Fotostudios arbeitete. Seidenblumen gab es ebenfalls zu Genüge aus meinem Fundus und Schleifenband war auch vorhanden, genauso wie Farben, Blattgold und eine Klebepistole.
3. Du kommst in die Aktivität ins Handeln und dein Ziel rückt näher. 🙏
Meinem Projekt stand jetzt also nichts mehr im Weg. Und somit legte ich gleich los.
Meine Idee war es, dass das Notenblatt aufgeklappt auf dem Bild befestigt wird und die Geige mit dem Geigenbogen in der Mitte des Notenblattes platziert wird. Dazwischen etwas Blattgold, ein paar Sprenkel und mein Kunstwerk wäre perfekt.
4. Du stürzt dich abenteuerlustig in dein Projekt. 😃
Im ersten Schritt ging es an die Notenblätter. Die sollten ja „antik“ aussehen.
Beim ersten Versuch die Notenblätter „antik“ aussehen zu lassen passierte mir ein Malheur (Missgeschick). Natürlich sollte das echt aussehen und so richtig schön vergilbt und mit Löchern und Zackenrand. Also habe ich die Blätter gerupft und dann mit Kaffee getränkt. Ich hatte ja keine Ahnung wie lange die in dem Kaffee liegen müssen… Also meine jedenfalls zu lange, weil die Blätter sich quasi auflösten beim raus nehmen aus der Tupperschale. 😳 Somit war schon mal klar, dass ich beim zweiten Versuch die Blätter nur kurz im Kaffee baden würde.
5. Rückschläge spornen dich an weiterzumachen. 😎
Das klappte ganz gut und nach dem Trocknen hatte ich den grandiosen Einfall mit dem Feuerzeug die Löcher hinein zu brennen und die Ränder abzufackeln. 🤪 Der Ansatz war gut, aber meine Umsetzung nicht so wirklich durchdacht. 🙄 Ihr ahnt, was jetzt kommt? Genau ein dritter Versuch. Hatte ich vorher gedacht, die Geige zu finden wäre das größte Problem, so stellte sich das jetzt ganz anders dar. Der Trick lag darin das Blatt hochzuhalten und Abstand zwischen der Flamme und dem Papier zu lassen, sodass es braun werden konnte, aber eben nicht im wahrsten Sinne des Wortes in Flammen aufgeht. Mit Fingerspitzengefühl und Geduld (erwähnte ich schon, dass das keine Stärke von mir ist?) Hatte ich dann ein antikes Notenblatt mit leichten Brandlöchern erzeugt.
6. Dein „Dranbleiben“ wird belohnt. 😃
Nach den anfänglichen Herausforderungen sah mein Bild am Ende so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und das Geschenk kam richtig gut an und hängt immer noch am gleichen Platz wie damals, also bis auf die Geige, aber das ist eine andere Geschichte.
7. Du bist stolz, was du erschaffen hast und hast Dir und anderen eine Freude bereitet – unbezahlbar. 🥳
Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder mit Materialien experimentiert und hatte immer noch keine Ahnung, dass das, was ich hier tat, Mixed Media hieß. Auch Upcycling war damals noch nicht in aller Munde sowie heute.
Eines habe ich auf jeden Fall festgestellt. Oft waren einschneidende Veränderungen oder Erlebnisse Auslöser etwas Neues zu erschaffen. 2012 veränderte sich meine Lebenssituation. Ich holte mir im Folgejahr eine große Leinwand 100 x 100 und diese habe ich mit unterschiedlichen Materialien gestaltet. Ich habe Muscheln aus meinem geliebten Andalusien, Wellpappe und vieles mehr an Haushaltsmaterialien in meine Leinwand gearbeitet. Dieses Bild seht ihr in den Kommentaren, weil es für mich eine besondere Bedeutung hat. Ich habe es 2013 erstellt und das war ein Jahr nachdem ich mich entschlossen hatte privat eigene Wege zu gehen und loszulassen was nicht mehr zu mir gehört. Ich habe mit Türkis gearbeitet und viel Gold und Kupfer und Braun in das Bild einfließen lassen. Unbewusst habe ich Farben und Materialien gewählt, die mich zu dem Zeitpunkt gestärkt haben. Im Rückspiegel betrachtet eine Notwendigkeit, um wieder zu mir zu finden. Das lief zu diesem Zeitpunkt jedoch vollkommen unbewusst ab und zeigt, wie unglaublich die Wirkung von Farben für unser Wohlbefinden sind. In meinem energetischen Kartenset habe ich dieses im Detail aufgeführt. Ich arbeite damit sehr gerne sowohl im Personal- als auch im Kreativcoaching. Da sich meine „Kunst“ aber nur auf das Streichen von Wänden und das Umgestalten von Möbeln und Leinwänden durch verschiedene Materialien beschränkte, habe ich das für mich nicht als Kunst gesehen. In meiner Gedankenwelt war ein Künstler jemand der „realistisch“ zeichnen und malen kann. Jemand der eine Person oder ein Tier 1:1, und zwar so, dass man sie / es wiedererkennt, aufs Papier bringt. Das Kleben, Stempeln und Verarbeiten von Schriften, Zeitschriften, Papieren etc. fiel bei mir in die Kategorie basteln. Also auf gar keinen Fall sah ich mich als Künstlerin.
Und genau die Tatsache, dass es bei Mixed Media keine Norm, kein richtig oder falsch, sondern einfach nur Spaß, Leichtigkeit, und Experimentierfreude gibt macht es für mich so unwiderstehlich. 🙂
Im letzten Jahr traf ich zufällig in Fürth den berühmten Straßenkünstler David Zinn. Wer ihn nicht kennen sollte, das ist dieser unglaubliche Typ, der auf der Straße, an Häuserwänden etc. Figuren malt, die dreidimensional wirken. Ich durfte ihm über die Schulter schauen während er seine Kunst auf die Straße zauberte und ich fragte ihn, wie er zu seinen Motiven kommt. Seine Antwort war: „Ich male NUR Dinge, die es nicht gibt.“ Er bemerkte meine Verwunderung und ergänzte seine Aussage durch ein: „Wenn ich etwas male was es nicht gibt, kann NIEMAND sagen das ich es falsch gemalt habe.“ (Untermalt hat er diese Aussage mit einem breiten Lächeln) 😎
Wow – was für ein Satz von einem wahren Künstler. Seine Worte haben mich sehr zum Nachdenken gebracht.
Und du was meinst du zu diesem Thema?
Was ist deine Definition für einen Künstler?
Glaubst du, dass ein Künstler nur jemand ist, der 1:1 realistisch zeichnen kann?
Erlaubst du dir deine Kreativität auf deine Art und Weise zu leben oder hängst du an den Erwartungen anderer?
Was bewirkt Kreativität in deinem Leben?
Ich freue mich auf deine Kommentare. 🤗
Deine Schatzfinderin
Regina
So eine tolle Geschichte. Der Satz :“ Wenn ich etwas male was es nicht gibt, kann NIEMAND sagen das ich es falsch gemalt habe.“, den muss ich mir vermixtmediaen oder vethappypainten. Danke du Liebe 🙏❤️ ich freue mich auf deine nächste Geschichte
Liebe Claudia,
ganz lieben Dank und zeig mir doch dann vermixtmediates oder verhappypaintetes Manifest 🙂
Eine kreative und inspirierende Woche wünsche ich Dir.
Herzlichst Regina
Sehr bezeichnend, dieser Satz!
Liebe Christiane,
in der Tat sehr bezeichnend 😉
“Kunst liegt im Auge des Betrachters”
Das war und ist für mich eine Art Offenbarung, was ich als nicht gelungen bezeichne findet immer wieder “Liebhaber”. Und das eigene Werk übermalen, umgestalten – was ja eigentlich Mixed Media ist – kann ich immer noch.
Dein Weg zum ersten fertigen Kunstwerk könnte auch der meine sein. Gepflastert mit Hindernissen, die sich im Nachherein als DAS i-Tüpfelchen entpuppen, pflastern meinen Weg.
Danke für Deinen aufmunternden Bericht.
Liebe Grüße, Inge
Liebe Inge,
hab dank für deine Rückmeldung. Ich vermute einmal, das es sehr viele Künstler gibt, denen es ähnlich geht wie Dir oder mir. Genau deswegen ist es mir auch wichtig da immer wieder anzustupsen. Es freut mich, wenn ich dich mit meinem Blog aufmuntern konnte.
Herzlichst
Regina
Liebe Regina,
Du hast mir mit Deinem Artikel die Augen geöffnet. Dafür danke ich Dir sehr!
Manchmal braucht es eben eine Schatzfinderin wie Dich um das Puzzle zusammensetzen und als ganzes Bild zu sehen!
Es ist so inspirierend was Du schreibst. 😘
Und natürlich möchte ich gerne wissen, warum die kleine Geige 🎻 auf dem Kunstwerk nicht mehr existiert! 🥰😘
Herzlichst
Anja
Liebe Anja,
das freut mich sehr, dass ich dich mit meinem Blog inspirieren konnte. 🙂
Magst Du mir sagen inwiefern es deine Augen geöffnet hat und was jetzt dein AHA Moment war?
Herzlichst
Regina
Wäre interessant!
… Anja, nun bist du gefragt…
Deine sehr ausführliche Geschichte mit dem Weg, den du gegangen bist, gefällt mir sehr und kann ich total nachvollziehen! Ja, was hab auch ich mich mit Geschenkideen und deren Umsetzung mit allergrößter “Freude” und Missgeschicken herumgeschlagen (ich musste so lachen, wie du Löcher in die Seiten brennen wolltest – kenne ich auch zur Genüge!). Angefangen mit der Idee, der Beschaffung der Materialien und deren Zusammensetzung – nicht immer so einfach, zeitaufwändig und eigentlich immer mit dem erwarteten Effekt, nämlich Freude! Dass es sich dabei um MixedMedia handelte, ist ja ein Begriff, der jetzt einen festen Stellenwert hat, und so, wie er sich definiert, kannste ja nix falsch machen – und genau das ist es, was so ungemein Spaß macht! Keine konkrete Vorgabe – einfach nur machen, ist ALLES erlaubt und richtig – wie schön!!!
Liebe Christiane,
herzlichen Dank für deinen Kommentar:-) Ich glaube das da noch ganz viele Menschen mit blockierenden Glaubenssätzen herumlaufen und aus Angst etwas falsch zu machen gar nicht erst anfangen mit einer Sache.
Das finde ich sehr schade, vor allem weil es soviel LEBENSFREUDE in dein Leben bringt kreativ zu sein.
Es freut mich, wenn mein Blog dir ein Lachen entlockt hat und du dich wiedergefunden hast. 🙂
Herzlichst
Regina
[…] Im letzten Blog hatte ich dir ja erzählt, wie ich vom Schränkchen zur Leinwand kam. […]